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Kongress 200 Jahre Familie Mendelssohn

Donnerstag, April 5th, 2012

Die Gründung der Familie Mendelssohn, deren Bankiers, Künstler und Gelehrte über fünf Generationen deutsche Kultur- und Wirtschaftsgeschichte beeinflussen sollten, jährt sich 2012 zum 250. Mal. Am 22. Juni 1762 heiratete der Seidenkaufmann und Aufklärer Moses Mendelssohn in Berlin die Hamburger Kaufmannstochter Fromet Gugenheim. 2012 jährt sich ebenfalls zum 200. Mal das Emanzipations-Edikt für die Juden in Preußen.

Erstmals soll ein Kongress das „Jubiläum“ dieser folgenreichen Familiengründung im Zusammenhang mit einem politischen Datum deutsch-jüdischer Integrationsgeschichte untersuchen. Dieser findet vom 20. bis 22. Juni 2012 in Berlin statt.

In den Vorträgen internationaler Historiker, Musik- und Kulturwissenschaftler soll ein Bild entstehen, das u.a. jüngste Erkenntnisse zu jüdisch-christlichen Korrespondenzen der Berliner Aufklärung, zu den Zusammenhängen von Interkonfessionalität und Assimilation, zur politischen Vernetzung des expandierenden Mendelssohn-Bankhauses und zu seinem Rußlandgeschäft, zum Frauenbild in der zweiten und dritten Generation, zum bürgerschaftlichen Basis-Engagement der Bankiers in Berlin und zum weitgespannten Bogen ihrer Stiftungen, zu individuell-biographischen und innerfamiliären Brüchen in der dritten etablierten Generation, zum identitätsstiftenden Ahnenkult, zum Abstreifen und zur Revitalisierung des jüdischen Erbes in die Zusammenhänge des deutsch-jüdischen Integrations-Prozesses stellt.

Das künstlerische Vermächtnis der drei professionellen Mendelssohn-Komponisten Arnold Mendelssohn, Fanny Hensel und Felix Mendelssohn soll, jenseits ethnologischer Zuschreibungen („jüdische Musik“), auch im Rahmen der Erfolgsgeschichte ihrer Familie verstanden werden. Die Positionierung reaktionärer wie fortschrittsorientierter Gelehrter der Mendelssohn-Familie im 19./20. Jahrhundert soll im Hinblick auf die Entwicklung demokratischer Strukturen ebenso untersucht werden wie die Verfolgung und Beraubung der Familie im „Dritten Reich“ und die Rettung einzelner Gefährdeter aufgrund prominenter Intervention. Der im Oxforder Exil verstorbene Pionier der deutschen Friedensforschung, Albrecht Mendelssohn Bartholdy, ist aufgrund jüngster Recherchen hier ebenso neu zu würdigen wie das genealogisch-politische Thema „Name und Identität“ und das Konzept der administrativen Selektion, das sich vom Preußen des frühen 19. Jahrhunderts bis in die Diskriminierungs-Strategie der NS-Bürokratie zieht.

Ein vorläufiges Programm finden Sie hier.

AB