Archive for Oktober, 2013

Einladung zum 16. Arye-Maimon-Vortrag

Montag, Oktober 28th, 2013

Das Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden lädt ein zum 16. Arye-Maimon-Vortrag an der Universität Trier mit

Prof. Dr. Yosef Kaplan

(Hebräische Universität Jerusalem)

zum Thema

Between Dissimulation and Theology: the Early Modern »Conversos« from Spain and Portugal

am Mittwoch, 6. November 2013, um 18 Uhr
in Hörsaal 10 der Universität Trier (E-Gebäude).

Die Konversionswellen, die das spanische Judentum zwischen 1391 und 1492 erfassten, und die zwangsweise Konversion aller Juden in Portugal 1497 riefen das sog. »Converso«-Problem her­vor. Seit dem Ende des 15. Jahrhundert gab es auf der Iberischen Halbinsel keine offen praktizierenden Juden mehr, doch die ›Neu­christen‹ wurden von der alteingesessenen christlichen Bevölke­rung verdächtigt, dem Christentum gegenüber nicht loyal zu sein und insgeheim die jüdischen Riten und Gebräuche weiter zu be­folgen. Die in Spanien und Portugal aktive Inquisition zielte darauf ab, das Problem des ›Judaisierens‹ unter den Neuchristen zu bekämpfen, während die Statuten der ›Blutsreinheit‹, die in vielen Regierungsämtern, christlichen Orden und den Universitäten An­wendung fanden, gezielt diejenigen diskriminierten, die jüdischer (oder muslimischer) Herkunft waren.

Angesichts dieser Situation entwickelten die Neuchristen diverse Strategien, die es ihnen ermöglichten, sich als in jeder Hinsicht treue Christen darzustellen. Mit der Zeit wurde dieses Spiel ein Teil ihrer Konzeption des jüdischen Glaubens: Heimlichkeit wurde zu einem zentralen Element ihrer Theologie. Dabei nahm das Estherfest eine einzigartige Bedeutung an. Die ›heilige Esther‹ wurde zum Urtyp der Krypto-Jüdin, denn »sie hatte nichts von ihrem Volk und ihrer Abstammung erzählt« (Est 2,10) und bewahrte ihr Judentum im Geheimen.

Prof. Dr. Yosef Kaplan ist Professor für Jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem und Mitbegründer der dortigen School of History. Zahlreiche Publikationen, Gastprofes­suren und Ehrungen. Seit 2009 ist Kaplan Vorsitzender der World Union of Jewish Studies.

CfP: Forum »Jüdische Geschichte und Kultur«, 7.-9. Februar 2014

Freitag, Oktober 4th, 2013

Interdisziplinäres Forum »Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne«; Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jüdische Rollen in der europäischen Wirtschaftsgeschichte vom Spätmittelalter bis zum Anbruch der Moderne

In den Geschichtswissenschaften gibt es offenkundig eine neue Hinwendung zu den »harten« Themen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Nach zwei Jahrzehnten, in denen ein kulturwissenschaftliches Paradigma unter Leitbegriffen wie »Sprache«, »Geschlecht« und »Raum« in verschiedenen sog. »turns« das Gesicht der alten Geisteswissenschaften tiefgreifend verändert hat, lässt dieses erneute Interesse am Messen, Zählen und Rechnen aufhorchen.

So verwundert es letztlich nicht, dass nun auch für einen »Economic Turn« in der Erforschung der »inneren« jüdischen Geschichte plädiert wird (G. Reuveni, 2011), denn nicht selten ist die Rolle von Juden und Jüdinnen im europäischen Wirtschaftsleben vernachlässigt worden. Zwar war die Geschichte der jüdischen Minderheit in Europa lange Zeit vor allem von nichtjüdischen Historikern auf ihre wirtschaftliche Dimension reduziert worden, häufig sogar mit antisemitischen Implikationen – man denke nur an Werner Sombarts Schrift über Die Juden und das Wirtschaftsleben (1911). Doch seit die New Yorker Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 Insolvenz anmelden musste und damit eine weltweite Finanzkrise auslöste, wird gerade auch von jüdischer Seite nach den religiös-rechtlich-ethischen Grundlagen jüdischen wirtschaftlichen Handelns gefragt (Jewish Commercial Law, 2009; Jewish Perspectives on Finances and the Marketplace, 2010). Zugleich werden aus jüdischer Perspektive wie seit 2011 im Verein »Torat HaKalkala – Verein zur Förderung angewandter jüdischer Wirtschafts- und Sozialethik« heutige wirtschaftspolitische Herausforderungen formuliert und aktuelle Entwicklungen und Tendenzen bewertet. Dies wiederum lässt nach Vorbildern in der jüdischen Tradition fragen. So äußert sich das erneute Interesse auch in neuen historischen Forschungsarbeiten, die auf die Einbettung der wirtschaftlichen Dimension in eine Kultur  und Sozialgeschichte der Juden und der christlich-jüdischen Beziehungen zielen.

Das »Interdisziplinäre Forum Jüdische Geschichte und Kultur« wird seit dem Jahr 2000 von einem informellen Arbeitskreis aus Historikerinnen und Historikern, Judaistinnen und Judaisten veranstaltet (siehe www.forum-juedische-geschichte.de). Im Mittelpunkt der jährlichen Arbeitstagungen stehen aktuelle Forschungsvorhaben und  ergebnisse zur jüdischen Geschichte in der Frühen Neuzeit; das »Forum« ist dabei offen für Themen vom späten Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert.

Für die 15. Arbeitstagung, die vom 7. bis 9. Februar 2014 in der Akademie in Stuttgart-Hohenheim stattfinden wird, bitten wir um Einreichung von Themenvorschlägen. Die (thematisch gern breit gestreuten) Beiträge sollten möglichst einen Bezug zum Tagungsthema aufweisen; daneben wird es auch in diesem Jahr wieder eine »offene« Sektion geben, in der auch andere aktuelle Vorhaben (z. B. Dissertationsprojekte) vorgestellt werden können.

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag mit einer Kurzbeschreibung bis zum 18. Oktober 2013 an Christoph Cluse (cluse@uni-trier.de), Birgit E. Klein (birgit.klein@hfjs.eu) oder Rotraud Ries (ries@forum-juedische-geschichte.de).

Den Gewohnheiten des »Forums« entsprechend werden die Reise- und Aufenthaltskosten von allen Teilnehmenden selbst getragen; dies gilt auch für Referentinnen und Referenten. Die Kosten für die gesamte Tagung inklusive Unterkunft und Verpflegung belaufen sich voraussichtlich auf 122 EUR (EZ).